Am Dienstag, den 14. April 2015, organisierten die Jusos-Bamberg-Stadt eine Besichtigung, verbunden mit einer Gesprächsrunde, in der Caritas Suchtberatungsstelle im Bamberger Stadtteil Geyerswörth. Von den 15 Jusos fanden sich auch vier Vertreter*innen aus dem Ortsverein Hirschaid zu einer Gesprächsrunde mit dem Leiter der Beratungsstelle, Herrn Lorenz und dem in der JVA Ebrach tätigem Sozialpädagogen Herrn Hofmann ein.
Herr Lorenz erläuterte die Arbeit der Einrichtung folgendermaßen:
Man führe sowohl kostenlose und anonyme Einzelgespräche mit Betroffenen, wie auch Angehörigen, und betreibe aktuell zwei Sitzungsgruppen für Alkoholabhängige, sowie eine Gruppe für Eltern drogenabhängiger Kinder. Dabei seien 70% der Fälle mit Alkohol und 20% mit Betäubungsmitteln verbunden, während die restlichen 10% Betroffene von Essstörungen oder etwa Spielsucht seien. So gehöre auch die Vermittlung an Suchtkliniken und Therapieeinrichtungen, sowie Besuche in den umliegenden Krankenhäusern zum Aufgabengebiet der Pädagog*innen. Dabei wiesen die beiden bewusst auf die aktuelle Entwicklung hin, dass immer mehr Menschen von ihren Arbeitgeber*innen zur Suchtberatungsstelle geschickt werden würden.
Neben der zentralen Beratungsstelle in Bamberg existiere zudem eine Außenstelle in Forchheim, die sich hauptsächlich mit Glückspiel-Sucht auseinandersetze, welche erst 2001 als Sucht anerkannt wurde. Beratungen oder Präventiv-Veranstaltungen an Schulen seien für die Caritas bedauerlicherweise nicht mehr gestattet. Dennoch zeigte sich Herr Lorenz ambitioniert und gab an, aus seiner Sicht beginne Prävention bereits im Kindergarten, indem Kindern in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt würden und lernen sollten „Nein“ zu sagen.
Herr Hofmann berichtete über seine Tätigkeit in der JVA Ebrach:
Seine Hauptaufgabe sei die Betreuung drogenabhängiger Häftlinge, wo nach seinen Aussagen die Mehrheit der Gefangen aus dem Osten des Freistaates bereits mit der Trend-Droge Crystal Meth in Berührung gekommen wären. Ein weiterer Trend seien Kräutermischungen, die aufgrund ständig variierender Misch-Substanzen und Gesetzeslücken nur schwer zu verbieten seien.
Herr Lorenz fügte an, dass die klassische Drogenszene (bspw. Heroin) im Niedergang sei. Drogen mit Aufputsch-Effekt wären in der heutigen Leistungsgesellschaft wesentlich gefragter. So stünden gerade in Oberfranken, laut Polizei, 80% der Verstöße gegen das Betäubungsmittel in Verbindung mit Crystal Meth. Dieser etwa 2006 aufgekommene Trend erlebe zurzeit eine besorgniserregende Steigung, jedoch sei dagegen positiverweise die Quote der jugendlichen Raucher*innen in den letzten Jahren um 10% zurückgegangen.
Auf die Frage bezüglich einer Legalisierung von „weichen Drogen“ warnte Herr Lorenz vor dem Trugschluss im Bezug auf die Bezeichnung „weich“, da beispielsweise der THC-Gehalt eines Joints durch die gezielte Züchtung in den letzten 25 Jahren um das Zehnfache gestiegen sei und diese im Gegensatz zur Genusskonsumierung von Bier und Wein ausschließlich der Wirkung wegen konsumiert würden.
Trotz umfassender Bemühungen den Betroffenen wieder eine sicher Balance zu verleihen, was v.a. bei abhängigen Jugendlichen essentiell sei, gab Herr Lorenz zu, dass die Caritas trotz steigender Nachfrage nur die Spitze des Eisbergs abdecken könne. So betreue man durchschnittlich circa 520 Klienten im Jahr. In der JVA Ebrach führe man über 1000 Einzelgespräche jährlich, wobei man gezielt darauf hinwies, dass die Erfolgsquoten in Haft und außerhalb in etwa gleich seien und eine positive Tendenz aufzeigen würden. Insgesamt ist die Beratungsstelle unterbesetzt, eine finanzielle und personelle Aufstockung wäre wünschenswert und notwendig.